Bresser Skyguide Juli

Es ist Juli und auf der Nordhalbkugel liegt die Sommersonnenwende bereits hinter uns. Viele von uns erleben weiterhin eine permanente astronomische Dämmerung, die immer rund um die Sonnenwende auftritt – das bedeutet, der Himmel wird nie vollständig dunkel. Ab Mitte Juli 2025 können Beobachter auf etwa 50° nördlicher Breite endlich wieder echte Dunkelheit erleben. Je weiter nördlich man sich befindet, desto länger dauert diese Phase: In Manchester dauert sie von Mitte Mai bis Ende Juli, in Edinburgh von Anfang Mai bis Anfang August und in Reykjavik sogar von Anfang April bis Anfang September. Nördlich des Polarkreises geht die Sonne zur Sonnenwende überhaupt nicht unter, während sie südlich des antarktischen Polarkreises gar nicht aufgeht.

Ganz gleich, wo auf der Welt Sie sich befinden – wie immer gibt es diesen Monat viel am Himmel zu entdecken…



Sky chart showing the night sky with major constellations visible for July 2025, centered on 51 degrees North latitude.

Sternkarte des Himmels der Nordhalbkugel zu verschiedenen Daten und Uhrzeiten im Juli 2025 (Planetenpositionen korrekt zum 15.07.25).


Das Sonnensystem

Die Sonne

Die Anzahl der im Mai verzeichneten Sonnenflecken lag mit 79 deutlich unter der Prognose (137). Das könnte darauf hindeuten, dass die Sonnenaktivität – auch wenn sie weiterhin hoch ist – nach dem außergewöhnlich aktiven letzten Sommer nun abnimmt. Einen niedrigeren Monatswert müssen wir bis November 2022 zurückverfolgen, was ein Indiz dafür sein könnte, dass der Höhepunkt des Sonnenzyklus erreicht wurde. Allerdings kann die Sonnenaktivität im Laufe eines Zyklus von Monat zu Monat schwanken, weshalb es – wie schon in früheren Himmelsführern erwähnt – oft schwer einzuschätzen ist, wann genau das Maximum erreicht ist. Typisch sind sogenannte „doppelte Maxima“, also zwei Aktivitätsspitzen hintereinander, sodass die letzten Monate eine kleine Delle inmitten eines solchen Musters sein könnten. Die Aktivität ist weiterhin hoch im Vergleich zum Mittelwert. In den letzten Monaten traten zudem besonders große Sonnenflecken auf, die erneut für eindrucksvolle Polarlichter bis in niedrigere Breiten sorgten – zuletzt in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni.

Webseiten wie www.spaceweather.com und Michel Deconincks monatlicher Newsletter („Aquarellia Observatory Forecasts“) bieten zahlreiche Informationen zur Sonnenbeobachtung und einen aktuellen Überblick zum Zustand der Sonne. Für alle, die sich frühzeitig über mögliche Polarlichtereignisse informieren möchten, empfiehlt sich zudem die Anmeldung bei der AuroraWatch-App der Lancaster University (UK).

Der Mond

Wir starten in den Juli mit dem Mond an der Grenze von Löwe und Jungfrau – eine 6 Tage alte zunehmende Sichel, die am Abend knapp unterhalb der „Schale“ der Jungfrau zu finden ist. Der Mond kulminiert am 1. Juli gegen 19:25 Uhr MESZ im Süden. Am 2. Juli erreicht er das erste Viertel und steht dann bereits 12–13 Grad weiter östlich, weiterhin im Sternbild Jungfrau. Im Anschluss durchquert er das übrige Areal der Jungfrau und taucht weiter südlich auf der Ekliptik ab – durch die Sternbilder Waage, Skorpion sowie das nicht-zodiakale Schlangenträger und schließlich in den Schützen, wo er am Abend des 10. Juli voll wird. Gerade in dieser Monatsphase und während der anhaltenden astronomischen Dämmerung im Norden ist es besonders schwierig, Deep-Sky-Objekte zu beobachten oder Astrofotografie zu betreiben.

Unser natürlicher Satellit setzt seinen Weg weiter durch den äußersten Süden der Ekliptik fort und zieht durch Steinbock, Wassermann und schließlich in die Fische, wo er am Morgen des 16. Juli an Neptun und Saturn vorbeizieht und am 18. Juli das letzte Viertel erreicht.

Anschließend wandert der Mond weiter sonnenwärts durch Widder und dann in den Stier, wo er am Morgen des 22. Juli gemeinsam mit Venus am Morgenhimmel für Frühaufsteher zu sehen ist – die beiden stehen dann nur etwas mehr als 8 Grad auseinander.

Der Neumond findet am 24. Juli im Sternbild Krebs statt. Ab diesem Zeitpunkt wird der Mond wieder zum Abendobjekt und entfernt sich in den letzten Julitagen langsam von der Sonne. Die vier Tage alte zunehmende Mondsichel dient am Abend des 28. Juli als Wegweiser zum schwächer werdenden Mars – beide Himmelskörper stehen dann etwa 2 Grad voneinander entfernt tief im Westen nach Sonnenuntergang.

Am 31. Juli endet der Monat mit dem Mond als etwa 44 % beleuchtete Sichel im Sternbild Jungfrau. Die Kulmination erfolgt kurz nach 18 Uhr MESZ, der Untergang kurz nach 23 Uhr.



Sky chart showing the positions of the Moon, Neptune, and Saturn at 4:19am on July 16, 2025, created with SkySafari 6.

Positionen von Mond, Neptun und Saturn um 4:19 Uhr am 16. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010-2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.


Merkur

Wir beginnen den Juli mit Merkur in der Nähe seiner größten östlichen Elongation, sodass er ein interessantes Objekt für den Abendhimmel ist. Mit einer Helligkeit von +0,4 mag zeigt der Planet eine Phase von etwa 44 % und steht bei Sonnenuntergang (von 51° nördlicher Breite aus betrachtet) etwas mehr als 11 Grad über dem Horizont. Auch wenn er nicht besonders hell ist, ist dies bei freier westlicher Horizontsicht eine gute Gelegenheit, ihn zu erspähen – vermutlich wird ein Fernglas benötigt, um Merkur im Dämmerlicht zu entdecken.

Am 4. Juli erreicht Merkur die größte Elongation von der Sonne und beginnt danach, von der Nordhalbkugel aus gesehen, an Höhe zu verlieren. Bis zum 15. Juli ist die Helligkeit bereits auf +1,5 mag gesunken, da die Phase auf unter 29 % schrumpft. Merkur steht dann nur noch knapp 5,5 Grad hoch bei Sonnenuntergang (von 50° N aus). In der zweiten Monatshälfte nähert sich Merkur immer weiter der Sonne und wird mit jedem Tag schwieriger zu finden. Am 31. Juli steht er kurz vor der unteren Konjunktion zwischen Erde und Sonne und ist dann bereits einige Tage nicht mehr sichtbar.




Sky chart showing Mercury at greatest eastern elongation, sunset, 4th July 2025. Created with SkySafari 6.

Merkur bei größter östlicher Elongation am Abend des 4. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Venus

Wie bereits erwähnt, ist Venus im Juli eindeutig ein Objekt für den Morgenhimmel. Ihre größte westliche Elongation erreichte sie am 1. Juni im Sternbild Fische, was den größten Abstand von der Sonne markiert. Somit ist sie weiterhin gut beobachtbar, auch wenn ihre Höhe für Beobachter in nördlichen Breiten nicht ideal ist. Am Morgen des 1. Juli geht Venus im Stier kurz nach 2:30 Uhr MESZ auf und erreicht eine Helligkeit von –4,1 mag bei einem Durchmesser von knapp 18 Bogensekunden und einer Phase von knapp 64 %. Obwohl sie rund 43,5 Grad westlich der Sonne steht, befindet sie sich aus Sicht der mittleren nördlichen Breiten in einem flach ansteigenden Bereich der Ekliptik und steht somit etwas tiefer als die idealen 30 Grad – am 1. Juli sind es etwa 21 Grad Höhe bei Sonnenaufgang.

Mitte Juli hat Venus ihre Helligkeit minimal auf –4,1 mag reduziert, steht aber nun rund 24 Grad hoch im Osten bei Sonnenaufgang (von 50° N). Die Phase hat sich auf knapp 70 % erhöht, der Durchmesser ist auf 16 Bogensekunden geschrumpft, da Venus sich aus unserer Sicht weiter von der Sonne entfernt.

Ende Juli ist Venus sowohl in Helligkeit als auch Durchmesser weiter geschrumpft, mit –4,0 mag und nur noch gut 14 Bogensekunden. Sie hält sich nun kurzzeitig am nördlichen Rand des nicht-zodiakalen Orion auf und steht bei Sonnenaufgang etwa 20,5 Grad über dem Horizont.




Sky chart showing Venus at sunrise, 31st July 2025. Created with SkySafari 6.

Venus bei Sonnenaufgang am 31. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Mars

Mars ist Anfang Juli im Sternbild Löwe zu finden. Wie bereits in früheren Himmelsführern erwähnt, ist Mars mittlerweile deutlich schwächer als zu seinem Höhepunkt im Januar, als er in Opposition und der Erde am nächsten stand. Am 1. Juli zeigt er eine Helligkeit von +1,5 mag und einen Durchmesser von 4,8 Bogensekunden. Auch wenn das nicht besonders lichtschwach ist und Mars weiterhin mit bloßem Auge – selbst in lichtverschmutzten Gegenden – sichtbar bleibt, benötigt man für Details auf seiner Oberfläche nun sehr starke Vergrößerung. Kleinere Teleskope haben Schwierigkeiten, noch Albedostrukturen zu erkennen, dafür ist eine deutlich höhere Lichtausbeute nötig.

Bis zur Monatsmitte schrumpft Mars auf 4,6 Bogensekunden, bleibt aber weiterhin bei +1,5 mag Helligkeit.

Gegen Monatsende nimmt Mars noch weiter ab, auf +1,6 mag und 4,4 Bogensekunden Durchmesser. Das ist im aktuellen Beobachtungszyklus das schwächste Erscheinungsbild, bevor Mars gegen Jahresende langsam wieder heller wird. Auch wenn die enge Begegnung von Mond und Mars am Abend des 28. Juli durchaus ein schöner Anblick ist, sollte man aktuell von der Beobachtung des Roten Planeten – und auch für die nächste Zeit – keine Wunder erwarten.




Sky chart showing Mars and the Moon at sunset, 28th July 2025. Created with SkySafari 6.

Mars und der Mond am Abendhimmel, 28. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Jupiter

Die obere Konjunktion von Jupiter mit der Sonne fand am 24. Juni statt, sodass der größte Planet unseres Sonnensystems in der ersten Julihälfte zu nah an der Sonne steht, um beobachtet werden zu können.

Erst nach der Monatsmitte taucht Jupiter langsam wieder als Objekt am Morgenhimmel auf – es dauert aber noch eine Weile, bis er wieder eine günstige Stellung zur Sonne erreicht und Beobachtungen wieder sinnvoll werden.

Am 31. Juli steht der „König der Planeten“ im Sternbild Zwillinge und erreicht bei Sonnenaufgang (von 50° N aus) etwa 19 Grad Höhe. Mit –1,9 mag ist Jupiter zwar nicht am hellsten, aber dennoch leicht in der Morgendämmerung auszumachen – besonders da die hellere Venus rund 11 Grad nordwestlich als auffällige Orientierungshilfe dient.




Sky chart showing Jupiter at sunrise, 31st July 2025. Created with SkySafari 6.

Jupiter bei Sonnenaufgang am 31. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Saturn

Als Bewohner der Fische ist Saturn im Juli ein Objekt für die frühen Morgenstunden. Am 1. Juli geht Saturn kurz vor 1 Uhr MESZ auf und steht knapp 98 Grad westlich der Sonne bei +1,0 mag Helligkeit und einem Durchmesser von fast 17,7 Bogensekunden. Bei Sonnenaufgang erreicht Saturn eine Höhe von knapp 34 Grad. Zwar ist Saturn teleskopisch bereits vor Tagesanbruch beobachtbar, doch ist das Zeitfenster für Beobachtungen oberhalb der idealen 30 Grad Höhe (bei 50° N) begrenzt. Beobachter können Saturn auch darunter beobachten, müssen aber vermutlich die Vergrößerung anpassen. Da Saturn schwächer leuchtet als Venus, Jupiter oder Mars, toleriert er weniger gute atmosphärische Bedingungen meist besser als die helleren Planeten. Dennoch sollte man mit Vergrößerungen maßvoll umgehen, da mehr Vergrößerung nicht automatisch zu mehr Details führt – vor allem, wenn Saturn unter 30 Grad steht.

Zur Monatsmitte ändert sich wenig: Saturn ist nun geringfügig heller (+0,9 mag) und sein Durchmesser wächst leicht auf 18,1 Bogensekunden. Der Aufgang verschiebt sich auf kurz vor Mitternacht.

Ende Juli erreicht Saturn eine Helligkeit von +0,8 mag und einen Durchmesser von 18,6 Bogensekunden. Der Ringplanet geht nun kurz vor 23 Uhr MESZ auf und steht bei Sonnenaufgang etwa 37 Grad hoch (von 50° N aus). Am 31. Juli ist Saturn über 126 Grad von der Sonne entfernt. Bis zur Opposition im September dauert es noch etwas, doch Saturn wird langsam wieder besser beobachtbar. Bemerkenswert ist, dass das Ringsystem sich wieder weiter öffnet und viel deutlicher sichtbar ist als zur Ringkantenstellung im März 2025. Für Frühaufsteher bleibt Saturn im Juli ein lohnendes Beobachtungsziel.




Sky chart showing Saturn and its inner moons at sunrise, 31st July 2025. Created with SkySafari 6.

Saturn und seine inneren Monde bei Sonnenaufgang am 31. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Uranus und Neptun

Uranus taucht nach seiner relativ frischen oberen Konjunktion mit der Sonne langsam wieder im Sternbild Stier auf und ist in der Morgendämmerung – besonders in der ersten Monatshälfte – nur schwer oder gar nicht zu finden. Immerhin hilft die Nähe zur sehr hellen Venus dabei, seine ungefähre Position am Himmel zu erahnen.

Neptun steht weiter westlich in der Ekliptik und ist Anfang Juli im Sternbild Fische extrem nah bei Saturn – am Morgen des 1. Juli trennen sie weniger als ein Grad, und das bleibt im weiteren Monatsverlauf ähnlich. Da Neptun im gleichen niedrigen Vergrößerungsfeld wie Saturn erscheint, lohnt sich die Suche nach ihm. Sein Abstand zur Sonne ist groß genug, um ihn theoretisch zu finden, auch wenn das hellere Himmelslicht und die fortschreitende Morgendämmerung die Suche erschweren – unmöglich ist es aber keineswegs.




Sky chart showing Neptune and Saturn in a 2 degree field of view, sunrise, 1st July 2025. Created with SkySafari 6.

Neptun und Saturn im 2-Grad-Gesichtsfeld bei Sonnenaufgang am 1. Juli 2025. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Kometen

C/2025 F2 (SWAN) ist derzeit technisch gesehen der hellste Komet. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Objekt der Südhalbkugel, das sich zudem in einer ungünstigen Stellung zur Sonne befindet und somit im Juli von der Nordhalbkugel aus nicht sichtbar ist. Bei einer aktuell vorhergesagten Helligkeit von etwa 11.–12. Größenklasse ist er selbst für jene, die ihn beobachten können, kein einfaches Ziel. Alle weiteren derzeit sichtbaren Kometen bewegen sich im Bereich von 12. bis 14. Größenklasse und sind somit noch unauffälliger.

C/2025 K1 ist ein kürzlich entdecktes Objekt, das im Juli durch das Sternbild Pegasus in den Fuchs (Vulpecula) wandert und bei etwa 13. Größenklasse liegt. Dieser Komet ist deshalb interessant, weil er im November dieses Jahres – nach dem Perihel – die Erde in einer vernünftigen (aber völlig ungefährlichen) Distanz passiert. Allerdings muss er zunächst eine recht nahe Sonnenpassage überstehen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er mehr als ein Fernglas- oder Teleskopziel bleibt, dennoch lohnt es sich, ihn im Auge zu behalten.



Meteore

Der Perseidenstrom beginnt tatsächlich schon Ende Juli. Es lohnt sich daher, gegen Monatsende nach den ersten Vorboten dieses stets eindrucksvollen Stroms Ausschau zu halten – seinen spektakulären Höhepunkt erreicht er allerdings wie gewohnt erst im August. Der Einfluss des Mondes ist zum Neumond Ende Juli minimal, sodass nahezu ideale Bedingungen für die Beobachtung von Meteoren herrschen.

Ein weiterer bemerkenswerter Strom, die Delta-Aquariiden, erreicht ihr Maximum in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli und gelten als wichtigster Meteorstrom des Monats. Der Mond steht zwar in der Nacht in Löwe, ist jedoch eine sehr junge Sichel und verschwindet frühzeitig unter dem Horizont, sodass der Himmel während der besten Beobachtungszeit frei von Mondlicht ist. Die stärkste Aktivität dieses Stroms ist von der Nordhalbkugel aus in den frühen Morgenstunden zu erwarten, wenn der Radiant am höchsten steht – zum Glück also nach Monduntergang.

Traditionell bevorzugt der Delta-Aquariiden-Strom Beobachter auf der Südhalbkugel, ist aber weltweit sichtbar. Der Radiant liegt im Sternbild Wassermann, doch Meteore können überall am Himmel auftauchen. Die beste Beobachtungszeit ist nach Mitternacht. Diese Meteore sind mit etwa 41 km/s vergleichsweise langsam unterwegs und daher nicht ganz so hell und energetisch wie die spektakulärsten Ströme. Die Delta-Aquariiden sind allerdings recht zuverlässig und deutlich aktiver als ihr nördliches Gegenstück, das Mitte August seinen Höhepunkt erreicht. Ihr Ursprung liegt im Kometen 96/P Machholz, einem kurzperiodischen Kometen, der im Januar 2023 das Perihel durchlief. 2012 wurde beobachtet, dass sich kleine Fragmente vom Hauptkörper lösten, was zu einer Erhöhung der Zenithal Hourly Rate (ZHR) geführt haben könnte. Derzeit liegt die ZHR bei etwa 15–20 Meteoren pro Stunde. Für die Astrofotografie solcher Ströme empfiehlt sich die Aufnahme vieler Weitfeldbilder – entweder mit DSLR und Weitwinkelobjektiv oder per USB-Kamera mit „All Sky“-Superweitwinkel-Objektiv. Während der Beobachtung der Delta-Aquariiden besteht eine ebenso gute Chance, einen frühen Perseiden zu sehen. Durch Nachverfolgung der Flugbahn lässt sich der Ursprung eines Meteors recht gut identifizieren.




Sky chart showing the Delta Aquariid radiant. Created with SkySafari 6.

Der Radiant der Delta-Aquariiden. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Leuchtende Nachtwolken

Leuchtende Nachtwolken (Noctilucent Clouds) sind im Juli häufig zu sehen – ihre gitter- oder schleierartigen Strukturen erscheinen meist tief am Nordhorizont zwischen 50 und 65 Grad nördlicher Breite, wenn die Sonne zwischen 6 und 16 Grad unter dem Horizont steht. Diese Wolken geben der Wissenschaft noch immer Rätsel auf – vor 1885 wurden keine Sichtungen dokumentiert. Einige Forscher führen ihre Entstehung auf Vulkanismus, menschliche Einflüsse wie Umweltverschmutzung oder auch auf Kondensation von Wasserdampf entlang von Meteorbahnen zurück. Interessant ist der nachgewiesene Zusammenhang zwischen der Stärke des nördlichen stratosphärischen Polarwirbels und der Produktion von NLCs in der südpolaren Mesosphäre. Aus Analysen von Bodendaten und Satelliten (z. B. von NASA) weiß man inzwischen: Ein besonders starker Polarwirbel auf der Nordhalbkugel hemmt die Entstehung leuchtender Nachtwolken über dem Südpol – eine beeindruckende Fernwirkung über 19.000 Kilometer! Diese Wechselwirkungen zeigen, wie wenig wir bislang über die Dynamik unserer Atmosphäre wissen und wie viel es noch zu entdecken gibt.

Wie auch immer ihr Ursprung sein mag, jetzt ist die beste Zeit, NLCs von nördlichen Breiten aus zu beobachten. Zwar wurden leuchtende Nachtwolken auch auf der Südhalbkugel nachgewiesen, doch sind sie dort deutlich seltener als auf der Nordhalbkugel.




Deep-Sky-Highlights in nördlichem Schützen und Schlangenträger (Serpens Caput)

Der Juli ist von der oberen Nordhalbkugel aus betrachtet nicht der beste Monat für die Beobachtung wirklich anspruchsvoller Deep-Sky-Objekte – die Sommersonnenwende und fehlende astronomische Dunkelheit lassen grüßen. Dennoch gibt es auch in helleren Nächten viel zu entdecken. Während wir uns im Himmelsführer sonst eher auf nördliche Objekte konzentrieren, liegt der Fokus in diesem Monat (wie bereits im Juni versprochen) auf einem besonders reichen Teil des südlichen Himmels: den nördlichen Bereichen des Schützen (Sagittarius) und des benachbarten Schlangenträgers (Serpens Caput).

Das betrachtete Himmelsareal ist relativ klein – etwa 12 x 8 Grad, deckt aber die meisten interessanten Objekte ab. Das entspricht etwa dem südlichen Teil von Orion mit Gürtel, ein ebenfalls sehr lohnendes Himmelsfeld. Auch wenn Orion bekannt für seine Vielfalt ist, ist dieser Bereich im Sommer mit interessanten Zielen regelrecht übersät. Das beschriebene Himmelsareal liegt direkt nördlich des bekannten „Teekannen“-Asterismus, der das Zentrum des Schützen markiert. Obwohl dieser Bereich von höheren Breiten aus tief steht, kann man ihn mit etwas Glück auch von dort gut beobachten. Alle genannten Ziele sind von einem ausreichend dunklen Standort aus bereits im Fernglas sichtbar, viele der helleren sogar in Gegenden mit stärkerer Lichtverschmutzung.




Sky chart of Sagittarius and Serpens Cauda with Messier objects and major stars labeled. Created with SkySafari 6.

Sternkarte von Schütze und Schlangenträger mit Deep-Sky- und Messier-Objekten, wie im Kapitel beschrieben. Bild erstellt mit SkySafari 6 für Mac OS X, ©2010–2024 Simulation Curriculum Corp., skysafariastronomy.com.



Beginnt man nördlich der Verbindungslinie zwischen Nunki (Sigma Sagittarii, dem zweithellsten Stern des Sternbilds und Oberkante des „Teekannen“-Griffs) und seinem Nachbarn Kaus Borealis (Lambda Sagittarii), trifft man auf das Juwel der Sagittarischen Kugelsternhaufen: den prachtvollen M22. Mit einer Helligkeit von +5,09 mag überstrahlt dieser Haufen alle anderen seiner Klasse außer Omega Centauri und 47 Tucanae. Da M22 in der Ebene der Milchstraße liegt, hebt sich der Haufen an seinem Standort möglicherweise nicht so stark ab wie in dunkleren Himmelsbereichen. Dennoch ist er von dunklen Standorten mit bloßem Auge sichtbar. Im Teleskop oder Fernglas ist er eindrucksvoll – ein elliptischer „Sternensturm“, der sich mit jeder Optik leicht auflösen lässt, auch wenn der Kern nicht besonders kompakt ist. Mit 6,7 Bogenminuten ist M22 größer als die meisten anderen Kugelsternhaufen, inklusive 47 Tucanae – lediglich der riesige Omega Centauri (10 Bogenminuten) ist noch auffälliger.

M22 wurde vermutlich bereits von Hevelius beobachtet, doch wird die Entdeckung üblicherweise dem deutschen Astronomen Abraham Ihle zugeschrieben, der ihn 1665 erstmals meldete. Halley nahm M22 1715 in seine Liste der sechs „nebeligen“ Objekte auf. Charles Messier entdeckte und katalogisierte M22 am 5. Juni 1764. Der Grund für die relative Helligkeit von M22 hat nichts mit seinen physischen Ausmaßen zu tun – mit 97 Lichtjahren Durchmesser und rund 210.000 Sonnenmassen ist der Haufen durchschnittlich. M22 ist vor allem deshalb so hell und groß, weil er für einen Kugelsternhaufen vergleichsweise nahe bei uns liegt – etwa 10.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.




Hubble Space Telescope image of Messier 22 globular cluster (M22). NASA/ESO, Public Domain.

Messier 22, HST-Aufnahme. Bildnachweis: NASA/ESO, Public Domain.



2,5 Grad südwestlich von M22 befindet sich der bereits erwähnte Stern Kaus Borealis. Er markiert das Ende des „Teekannen“-Deckels und dient als praktischer Ausgangspunkt zum Auffinden des nächsten Kugelsternhaufens im Schützen: M28. Dieser Kugelsternhaufen liegt weniger als ein Grad westlich von Kaus Borealis. M28 ist etwas schwächer und kleiner als sein Nachbar, aber nicht minder sehenswert. Mit +6,78 mag und knapp 4 Bogenminuten Durchmesser liegt M28 am Rand der Sichtbarkeitsgrenze mit bloßem Auge. Wer es ohne Fernglas oder Teleskop versuchen möchte, braucht einen sehr dunklen Himmel und perfekt adaptiertes Auge. Im Fernglas und Teleskop zeigt sich M28 jedoch von seiner schönsten Seite: kompakter und dichter als M22, mit deutlich sichtbarem Kern und einem Halo aus lockereren Sternen. Die Granularität ist schon im Fernglas zu erkennen, einzelne Sterne löst jedoch erst ein größeres Teleskop (ab ca. 8 Zoll) auf.

M28 wurde von Messier im Juli 1764 – einen Monat nach M22 – entdeckt. Heute weiß man, dass er etwa 18.000 Lichtjahre entfernt und rund 60 Lichtjahre im Durchmesser ist. Wie M22 ist auch M28 ein lohnendes Ziel für Himmelsbeobachter.




Hubble Space Telescope image of Messier 28 globular cluster (M28). NASA/ESA, Public Domain.

Messier 28, HST-Aufnahme. Bildnachweis: NASA/ESA, Public Domain.



Wir legen nun eine kurze Pause von den Kugelsternhaufen ein und wenden uns einer der schönsten Regionen für Nebel zu – dem Herzen der Milchstraße im Schützen. Wandert man von M28 rund 4,75 Grad weiter westlich, erreicht man den berühmten Lagunennebel, M8. Mit einer Entfernung von 4300 Lichtjahren erscheint der Lagunennebel am Himmel riesig. Er ist eineinhalb Grad lang und über einen halben Grad breit – das entspricht etwa drei Monddurchmessern in der Länge und einem in der Breite – und ist damit von der Fläche her mit dem Orionnebel M42/M43 vergleichbar, wenn auch nicht ganz so hell. Mit +6 mag ist er in großen Feldstechern und kleinen Teleskopen ein einfaches Objekt, wenngleich er für Beobachter im Vereinigten Königreich mit maximal 14,5 Grad über dem Horizont nur schwer sichtbar ist, sofern kein freier Südhorizont zur Verfügung steht. Der Lagunennebel ist so auffällig, dass er bereits von Giovanni Battista Hodierna 1654 (oder etwas früher) katalogisiert wurde. Auch John Flamsteed (um 1680) sowie die französischen Astronomen de Cheseaux und Le Gentil (1747/48) erwähnten ihn, bevor Messier ihn 1764 aufnahm und sowohl den im Nebel eingebetteten Sternhaufen als auch die Nebulosität notierte.

Im Lagunennebel entstehen zahlreiche junge Sterne; vor allem im Hourglass-Bereich im Inneren lässt sich aktive Sternentstehung beobachten. Diese jungen Sterne lassen den Nebel in seinem charakteristischen Rosa leuchten und machen ihn zu einem besonders attraktiven Ziel für die Astrofotografie.




Astrophotography image of the Trifid Nebula (M20) and the Lagoon Nebula (M8) by Ljubinko Jovanovic. Creative Commons.

Der Trifidnebel und der Lagunennebel. Bildnachweis: Ljubinko Jovanovic. Creative Commons.



1,5 Grad nördlich der Lagune liegt der prächtige Trifidnebel (M20). Er zählt zu den schönsten Deep-Sky-Objekten am Himmel und ist leicht mit Fernglas oder Teleskop zu finden. Mit +6,30 mag und einem halben Grad Durchmesser ist M20 ein eindrucksvolles Ziel. Größere Instrumente zeigen die markanten Dunkelstrukturen, die das Objekt in drei Teile gliedern; ein UHC-Filter kann helfen, die Strukturen zu isolieren und die hellen HII-Gebiete hervorzuheben. Die auffällige Teilung gab dem Nebel seinen populären Namen. John Herschel beschrieb sie erstmals so; entdeckt wurde M20 allerdings bereits 1750 von Le Gentil und später von Messier (vermutlich am 5. Juni 1764) erneut katalogisiert. In etwa 5000 Lichtjahren Entfernung ist der Trifidnebel eine „Kinderstube“ für viele junge Sterne, die auch die angrenzende blaue Reflexionsnebelregion zum Leuchten bringen. Die schöne Farbpalette und die klaren Dunkelstrukturen verleihen dem Trifid eine verblüffende Dreidimensionalität und machen ihn zu einem beliebten Objekt für die Astrofotografie. Da M20 und M8 so nah beieinander liegen, sind sie ein perfektes Motiv für Weitfeldaufnahmen. Es wird angenommen, dass beide Nebel Teil einer größeren Molekülwolke sind (ähnlich wie beim Orionnebel); M20 liegt vermutlich etwas weiter entfernt und ist wohl mit etwa 300.000 Jahren auch deutlich jünger – was einer Ausdehnung von ca. 10 Lichtjahren entspricht.

2/3 Grad nordöstlich des Trifidnebels findet sich der offene Sternhaufen M21. Mit +5,90 mag und 14 Bogenminuten Ausdehnung ist M21 auffällig und meist im selben Fernglasfeld zu finden. Der Haufen enthält über 50 Sterne und liegt etwa 4000 Lichtjahre entfernt – etwas näher als seine Nachbarn. Aufgrund seiner Sternspektren wird das Alter auf 4–5 Millionen Jahre geschätzt.

Knapp 4 Grad nordwestlich von M21 befindet sich ein weiterer Messier-Haufen: der offene Haufen M23. Er ist mit +5,5 mag etwas heller als M21 und mit 29 Bogenminuten Durchmesser doppelt so groß – ein herrlicher Anblick im Teleskop oder Fernglas. Der Haufen ist fast so groß wie der Vollmond; die hellsten Mitglieder bilden eine fächerartige Struktur im Zentrum. M23 liegt etwa 2000 Lichtjahre entfernt und ist rund 20 Lichtjahre groß. Er ist etwas älter als seine Nachbarn, da Spektralanalysen zeigen, dass die ältesten Sterne etwa 300 Millionen Jahre alt sind.

Richtet man den Blick weiter nach Osten, etwa im gleichen Abstand von M23 auf der anderen Seite des +3,8 mag hellen Sterns Polis (Mu Sagittarii), findet sich ein weiterer schöner Haufen des Schützen: M25. Dieser wurde 1746 von de Cheseaux entdeckt und 1764 von Messier unabhängig erneut beschrieben. Mit +4,59 mag ist M25 ein leichtes Ziel für Ferngläser und kleine Teleskope. Mit 29 Bogenminuten Durchmesser ist er ähnlich groß wie M23, wirkt aber etwas konzentrierter. M25 zeigt unter 40 leicht sichtbare Sterne, doch enthält der Haufen insgesamt bis zu 600 Mitglieder. Einige der helleren Sterne bilden eine „Sternenkette“, die wie ein liegendes W oder das griechische Sigma aussieht – mit mittlerer Vergrößerung im Teleskop gut zu erkennen. Da M25 Riesensterne der Spektralklasse G enthält, wird sein Alter auf rund 90 Millionen Jahre geschätzt; seine Entfernung entspricht mit ca. 2000 Lichtjahren etwa der von M23.

Von M25 aus, zurück westlich in Richtung Polis, stößt man auf ein weiteres Messier-Objekt: M24. Häufig als „Sagittarius Star Cloud“ bekannt, gehört es zu den hellsten Bereichen der Milchstraße in diesem Himmelsabschnitt. Messier beschrieb M24 als „großen Nebel mit vielen Sternen“ und gab einen Durchmesser von 1,5 Grad an. Zwar liegt der schwächere Sternhaufen NGC6603 im selben Gebiet, doch Messiers Beschreibung bezieht sich eindeutig auf die gesamte Sternwolke. In Feldstechern und Weitfeldteleskopen ist M24 leicht zu erkennen; sie markiert das abgebrochene Ende des Sagittarius-Carina-Arms unserer Galaxis – dem Arm, der dem Orion-Cygnus-Sporn (in dem unser Sonnensystem liegt) angrenzt. Staubwolken in der Umgebung rahmen das Areal ein, sodass M24 von unserem Standort besonders auffällig erscheint – eine reine Perspektivwirkung. Im Fernglas werden in diesem Bereich über 1000 Sterne sichtbar. Streng genommen ist M24 weder ein Nebel noch ein Haufen, aber ein faszinierender Himmelsausschnitt, den es sich zu entdecken lohnt.

Etwa 1 1/3 Grad nördlich der Sagittarius-Sternwolke findet sich M18 – mit +7 mag und einer eher lockeren Struktur zählt dieser offene Haufen zu den weniger spektakulären Messier-Objekten in diesem Himmelsbereich. M18 enthält etwa 30 sichtbare Sterne, verteilt auf ein Feld von 5 Bogenminuten, und ist rund 4.000–5.000 Lichtjahre entfernt. Als vergleichsweise junger Haufen (ca. 30 Millionen Jahre) misst M18 etwa 17 Lichtjahre im Durchmesser. Langzeitaufnahmen in der Astrofotografie zeigen eine schwache Nebulosität um den Haufen – ob es sich dabei um Überreste der Entstehungswolke handelt oder um Material, das M18 auf seiner Bahn durch die Galaxis durchquert, ist noch ungeklärt.

1 1/4 Grad nördlich von M18 liegt das letzte bemerkenswerte Objekt, das wir im Schützen vorstellen – und was für ein Abschluss: Der Omeganebel, auch bekannt als Schwanen-, Hummer- oder Hufeisennebel (je nach Vorliebe), offiziell M17, ist ein heller Nebel mit +6 mag und einer beachtlichen Ausdehnung von 46 x 37 Bogenminuten. Unter idealen Bedingungen ist M17 sogar mit bloßem Auge sichtbar (im Vereinigten Königreich aufgrund der Atmosphäre allerdings selten), im Fernglas ist er einfach zu finden und im Teleskop jeglicher Größe ein faszinierender Anblick. Entdeckt wurde der Nebel 1746 von de Cheseaux, Messier fand ihn 1764 unabhängig davon erneut.




Astrophotography image of M17 – The Omega Nebula (also known as the Swan, Lobster, or Horseshoe Nebula). ESO, Creative Commons.

M17 – Der Omeganebel. Bildnachweis: ESO, Creative Commons.



Verlässt man das Sternbild Schütze, überquert man kurz dessen Nordgrenze und gelangt in das Sternbild Serpens Cauda – den „Schwanz“ des Schlangenträgers. Knapp 2,5 Grad nördlich von M17 liegt ein prächtiges Ziel mit 35 x 28 Bogenminuten: M16, besser bekannt als Adlernebel. Mit +6,40 mag und berühmt durch das Hubble-Bild der „Säulen der Schöpfung“ ist dieser Sternhaufen mit umgebendem Nebel in allen Teleskopen sehenswert – je größer das Instrument, desto mehr Details sind zu erkennen! Der Haufen selbst ist aus der umgebenden Nebulosität entstanden, die bereits in Teleskopen unter 6 Zoll Öffnung sichtbar wird. Wer die „Säulen“ erkennen möchte, braucht mindestens einen 12-Zoll-Dobson; ein OIII- oder UHC-Filter hilft hier deutlich weiter. Für die Astrofotografie ist der Adlernebel ein fantastisches Motiv – auch wenn Amateuraufnahmen mit CCD-Kamera nicht ganz die Hubble-Auflösung erreichen, zeigen sie oft überraschend viele Strukturen.




Astrophotography image of the Eagle Nebula (M16), home of the Pillars of Creation. ESO, Creative Commons.

Der Adlernebel. Bildnachweis: ESO, Creative Commons.



Der Adlernebel wurde 1745/46 von de Cheseaux entdeckt – wobei er zunächst nur den Sternhaufen als Hauptmerkmal aufführte. Messier, der ihn fast 20 Jahre später unabhängig auffand, erwähnte nicht nur den Sternhaufen, sondern auch den Eindruck, dass die darin eingebetteten Sterne „von einem schwachen Schein umgeben“ sind – ein klarer Hinweis auf die für ihn sichtbare Nebulosität. Tatsächlich werden die Nebelteile von M16 ab etwa 8 Zoll Öffnung im Teleskop sichtbar, doch für Strukturen im Nebel selbst braucht es – wie oben erwähnt – mindestens 12 Zoll.

Moderne Messungen setzen die Entfernung des Adlers auf etwa 7.000 Lichtjahre – ähnlich wie beim erwähnten Omeganebel. Manche Theorien gehen davon aus, dass beide Objekte durch dieselbe Molekülwolke miteinander verbunden sind und gemeinsam einen Komplex bilden. Sicher ist, dass beide im Sagittarius-Carina-Spiralarm unserer Galaxis liegen – ob sie auch physisch direkt miteinander verbunden sind, ist noch offen.

Das Alter der Sterne im Haufen deutet darauf hin, dass die Population in M16 rund 5,5 Millionen Jahre alt ist. Einige Forscher vermuten, dass der heute so auffällige Bereich der „Säulen der Schöpfung“ durch Sternenwinde und intensive Strahlung der neu entstandenen Sterne wohl schon weitgehend zerstört wurde – in etwa 7.000 Jahren werden wir wissen, ob das tatsächlich stimmt!